Deutsche Startups sehen sich aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung mit einer starken Zurückhaltung seitens der Investoren konfrontiert. Zu diesem Schluss kommt eine Bitkom-Befragung. Viele Startups denken sogar darüber nach, ins Ausland zu gehen.
Derzeit suchen die meisten deutschen Startups nach frischem Kapital, doch Investoren zeigen sich eher zurückhaltend. Das ergab eine nicht repräsentative, aber aussagekräftige Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 203 Tech-Startups.
Dabei wurden folgende Fragen gestellt: “Wie schätzt ihr den Kapitalbedarf für euer Startup in den nächsten zwei Jahren ein?”, “Ist dieser Kapitalbedarf bereits gedeckt oder benötigt euer Startup dafür noch frisches Kapital?”, “Wie wahrscheinlich ist es, dass ihr dieses Kapital innerhalb der nächsten zwei Jahre in Finanzierungsrunden einsammeln werdet?” und “Inwieweit stimmt ihr den folgenden Aussagen zu?”
Deutsche Startups: Nur 3 Prozent ohne Kapitalbedarf
Bei der Untersuchung gaben acht von zehn Startups (79 Prozent) an, dass Investoren aufgrund der konjunkturellen Entwicklung deutlich zurückhaltender geworden sind. Sieben von zehn Befragten (71 Prozent) haben in den nächsten 24 Monaten Kapitalbedarf, im Durchschnitt beläuft sich dieser auf 2,3 Millionen Euro – im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um fast ein Drittel von 3,3 Millionen Euro. Lediglich drei Prozent der Startups gaben an, keinen Kapitalbedarf zu haben, während ein Viertel (25 Prozent) dazu keine Angaben machen konnte oder wollte.
Immerhin haben 17 Prozent der Startups mit Kapitalbedarf die Finanzierung für die nächsten zwei Jahre bereits gesichert und verfügen über ausreichend Geld. Dennoch sind mehr als drei Viertel (79 Prozent) immer noch auf der Suche nach Kapital, und 14 Prozent von ihnen halten es für unwahrscheinlich, dass sie das benötigte Geld auftreiben können.
Bitkom: “Zurückhaltende Investitionen dürfen Wachstum nicht bremsen”
“Viele Startups mussten zuletzt ihre Kosten senken und ihre Profitabilität steigern, wodurch der durchschnittliche Kapitalbedarf gesunken ist. Die Zurückhaltung der Investoren darf jedoch das Wachstum und die internationale Expansion deutscher Startups nicht ausbremsen”, sagt Niklas Veltkamp, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. “Auch die Politik sollte die Entwicklungen in den kommenden Monaten genau verfolgen und gegebenenfalls gegensteuern.”
Um weiteres privates Risikokapital zu mobilisieren, wurden mit dem Start des DeepTech & Climate Fonds sowie der European Tech Champions Initiative erste Schritte unternommen. Es sollten jedoch Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit neue Investorengruppen wie Pensionskassen oder Versicherungen vermehrt in Startups investieren und von deren Wachstum profitieren können. Zudem sollte Deutschland als Fondsstandort attraktiver werden, beispielsweise durch die zeitnahe Umsetzung der geplanten Umsatzsteuerbefreiung für Wagniskapitalfonds – ähnlich wie in vielen anderen EU-Mitgliedsstaaten.
Ein Drittel der Start-Ups denkt an Rückzug aus Deutschland
Laut der Untersuchung sind derzeit lediglich 32 Prozent der Gründerder Meinung, dass es in Deutschland ausreichend Venture Capital gibt. Rund ein Drittel (34 Prozent) denkt sogar darüber nach, mit ihrem Startup ins Ausland zu gehen, da ihnen in Deutschland zu wenig Kapital zur Verfügung steht.
Ein Börsengang ist für die Mehrheit der Startups derzeit keine Option. Nur 31 Prozent halten einen Gang an eine deutsche Börse in Zukunft für möglich, während 25 Prozent sich dies im Ausland vorstellen können. “Um europäische Startup-Champions in Deutschland zu halten, müssen wir den Kapitalmarkt stärken und potenzielle Exit-Kanäle ausbauen”, ist sich Veltkamp sicher.