Wer derzeit auf Jobsuche ist, hat gute Karten. In welchen Berufen und Tätigkeitsfeldern Arbeitgeber besonders viel neues Personal benötigen, zeigt der aktuelle DEKRA Arbeitsmarktreport 2023.
Obwohl in Deutschland so viele Menschen erwerbstätig sind wie nie, suchen Arbeitgeber Verstärkung auf allen Qualifikationsniveaus. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 – in welchen Berufen und Tätigkeitsfeldern Arbeitgeber besonders viel neues Personal benötigen, untersucht der DEKRA Arbeitsmarktreport seit 2008. Die aktuelle Analyse basiert auf 13.183 Stellenangeboten.
In diesem Jahr befinden sich vier Tätigkeiten für angelernte Kräfte unter den Top-10-Berufen – so viele wie nie seit Erhebungsbeginn vor 15 Jahren. Insbesondere in der Lagerlogistik und Produktion werden laut DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 Menschen mit praktischer Veranlagung benötigt. Außerdem schlage der Mangel an Sozialpädagogen voll durch. So seien diese erstmals unter die zehn am häufigsten gesuchten Berufe vorgerückt. Während Elektroingenieure ins Top-10-Ranking zurückgekehrt seien, habe sich die Situation bei Vertriebspersonal leicht entspannt, zumindest vorübergehend.
Fach- und sonstige Arbeitskräfte laut DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 gesucht
“Von der guten Situation am Stellenmarkt profitieren quasi alle”, schreiben die Verfasser im DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 . “Das bestätigt die Zusammensetzung der Top-Ten-Berufe: Auf vier davon können sich angelernte oder fachfremde Kräfte bewerben: Neben Produktionshelferinnen und ‑helfern benötigen Arbeitgeber insbesondere für ihre Lagerlogistik viel Personal.”
Laut der Untersuchung belegen die Berufe Elektroniker sowie Gesundheits- und Krankenpfleger erneut die ersten zwei Plätze – in diesem Jahr liegen sie sogar fast gleichauf. Sozialarbeiter und ‑pädagogen seien hingegen Newcomer unter den ersten zehn Rängen. Dem Beruf sei der beachtliche Sprung auf die vierte Position im Gesamtranking gelungen (2022: Platz 20). Ihre Expertise werde dringend benötigt, zum Beispiel für die Schulsozialarbeit oder zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten.
Ingenieure und IT-ler nähern sich wieder an
Und was ist mit den IT-Berufen? Der Studie nach haben sie erneut Anteile an der Gesamtstichprobe verloren und liegen nun an fünfter Stelle der 28 Tätigkeitsbereiche. Zum Vergleich: Während der Pandemie 2021 sei jede zehnte Stelle für eine IT-Fachkraft ausgeschrieben gewesen. Vor allem Softwareentwickler und Programmierer könnten aus einem großen Angebot offener Stellen wählen. Sie rangieren im DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 schon das dritte Jahr auf Platz 5.
Genau umgekehrt verlief laut der DEKRA-Experten die Entwicklung bei den Ingenieurberufen. Befand sich ihr Anteil an den untersuchten Stellenangeboten vor zwei Jahren auf dem Tiefststand (2021: 5,3 Prozent) gehe der aktuelle Anstieg insbesondere auf eine erhöhte Nachfrage in den Fachbereichen Elektrotechnik, Architektur und Bauingenieurwesen sowie Maschinen- und Fahrzeugbau zurück. Elektroingenieure arbeiten, ähnlich wie Softwareentwickler, in diversen Branchen. Sie seien zum ersten Mal seit 2017 wieder unter den Top-10-Berufen vertreten (2022: Platz 11).
Einen weiteren Anstieg des Personalbedarfs gibt es laut Report In der Lagerlogistik – dies obwohl sich gerade hier viele Arbeitsschritte automatisieren und digitalisieren lassen. So habe die Branche die Höchststände der vergangenen zwei Jahre erneut überschritten und nehme erstmals die dritte Stelle ein. Wie hoch der Bedarf an Arbeitskräften sei, die sich mit der Lagerung und dem Warenumschlag befassen, zeige schon ihre Präsenz unter den ersten zehn Berufen. Neu hinzugekommen seien Kommissioniererinnen und Kommissionierer. Aber auch für Jobsuchende mit der Ausbildung Fachlagerist oder Fachkraft für Lagerlogistik gebe es viele Offerten.
Vertrieb verliert an Boden
“Die Entwicklung der Verkaufsberatung kommt fast einem Erdrutsch gleich”, stellt der DEKRA Arbeitsmarktreport 2023 fest. “Seit Erhebungsbeginn hatte dieser Tätigkeitsbereich stets den höchsten oder zweithöchsten Anteil an der Stichprobe – vor allem dank der Vertriebspositionen. Nun wurde er von der ersten auf die siebte Stelle verwiesen (2022: 9,5 Prozent).”
Erstmals seien Vertriebler aus der Liste der Top-Ten-Berufe verschwunden. Kundenberater sowie Kundenbetreuer, die bislang immer dort vertreten waren, belegten aktuell den elften Platz. Eventuell seien Unternehmen angesichts der gedämpften wirtschaftlichen Stimmung etwas zurückhaltender in ihren Einstellungsplänen für den Vertrieb. Fakt sei aber auch, dass sich dieser Bereich mit der verstärkten Hinwendung zu Online-Kanälen grundlegend verändert.
„Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Beschäftigte wie Arbeitgeber brauchen neue Kompetenzen. Allen voran Lernkompetenz und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln“, erklärt Katrin Haupt, Geschäftsführerin der DEKRA Akademie. „Wenn Unternehmen nicht genügend Personal finden, müssen sie umdenken und beispielsweise davon abweichen, ausschließlich in Vollausbildungen zu denken. Ein Gebot der Stunde lautet, Mitarbeitende gezielt ihren individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten gemäß einzusetzen und bei Bedarf Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.“