Betriebliches Gesundheitsmanagement eröffnet Unternehmen die Chance, Motivation und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu erhöhen, Produktivität sowie Qualität zu steigern und sich schließlich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Unterstützung dabei finden sie bei auf die betriebliche Gesundheitsförderung spezialisierten Anbietern. Doch auf welche Kriterien kommt es bei der Wahl des richtigen Dienstleisters an?
Wollen sie im Wettbewerb erfolgreich bestehen, brauchen Unternehmen qualifizierte, engagierte und vor allem fitte Mitarbeitende. Denn krankheitsbedingte Fehlzeiten verursachen hohe Kosten für die Firmen. Neben Entgeltfortzahlungen und Krankengeld, das von den Arbeitgebern zum Teil mitbezahlt wird, müssen Unternehmen weitere Belastungen tragen, wie Produktionsausfall, Bereitstellung von neuen Personalreserven oder das Organisieren von Zusatzschichten.
Warum betriebliches Gesundheitsmanagement?
Und das Problem wird immer akuter. Die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und der Rückgang der Geburtenzahlen führen dazu, dass der Anteil der Erwerbstätigen sinkt. In Zukunft wird der Anteil der älteren Beschäftigten in den Unternehmen deutlich steigen. Mitarbeitende über 45 Jahre werden dann die Mehrheit bilden und bis ins hohe Alter am Arbeitsplatz fit bleiben müssen.
Somit wird Gesundheit zu einem bedeutenden „Produktionsfaktor“. Doch gefährden ungünstige Arbeitsbedingungen dieses Gut: Durch gewandelte wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind die Anforderungen nicht nur an die Unternehmen, sondern auch an die Mitarbeitenden immens gestiegen. War es früher die harte körperliche Arbeit, fordert heute der technische Fortschritt seinen Tribut. Die Folgen: die Entstehung von Krankheiten wie zum Beispiel des Herzkreislaufsystems oder psychosomatische Erkrankungen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement senkt den Krankenstand in Unternehmen
Betriebliches Gesundheitsmanagement kann diese krankheitsauslösenden Faktoren am Arbeitsplatz positiv beeinflussen. Sie verringern Arbeitsbelastungen und stärken ein gesundheitsförderndes Verhalten der Beschäftigten. Sie lohnen sich für das Unternehmen, indem sie die Mitarbeiterzufriedenheit und ‑produktivität erhöhen, die Produkt- sowie Dienstleistungsqualität steigern und die betriebliche Kommunikation verbessern. Dabei senken sie den Krankenstand langfristig und werten das Image des Unternehmens auf.
Erfahrungsgemäß gelingen gesundheitsfördernde Veränderungen am ehesten, wenn alle im Unternehmen zusammenarbeiten, die Fach- und Entscheidungskompetenz in dem Bereich besitzen. Hilfreich ist da die Bildung eines „Arbeitskreises Gesundheit“. Eine solche Einrichtung vereinfacht das Abstimmungsverfahren erheblich und sorgt für mehr Akzeptanz durch die Mitarbeiter.
Mehrere Phasen
Ein Gesundheitsmanagement-Projekt besteht aus mehreren Phasen: Der Bedarfsanalyse und Konzeption folgen Maßnahmenumsetzung und Erfolgskontrolle. Eine erste Bestandsaufnahme stützt sich auf interne und externe Daten wie anonymisierte Informationen der Krankenkassen oder Arbeitsplatzbeschreibungen mit Gefährdungsbeurteilung (§ 5 Arbeitsschutzgesetz). Zu einem betrieblichen Gesundheitsbericht zusammengefasst zeigen diese Informationen Auffälligkeiten im Krankheitsgeschehen des Unternehmens sowie Belastungsschwerpunkte.
Mitarbeitende involvieren
Da Mitarbeitende am besten wissen, was sie am Arbeitsplatz belastet und krank macht, ist ihr Mitwirken bei der Problemanalyse und ‑erkennung unerlässlich. Ihre Aussagen betreffen zwar meist unspezifische Gesundheitsstörungen, die jedoch auf spätere ernsthafte Krankheiten hinweisen können. Dadurch besteht die Möglichkeit, präventive Maßnahmen einzuleiten. Es ist ebenfalls sinnvoll, die Beschäftigten in die Erarbeitung von Lösungen einzubinden.
Die Notwendigkeit, ein betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen, sehen viele Unternehmen nicht. Bei den meisten von ihnen hapert es noch an der Grundeinstellung: Sie verstehen weder den ökonomischen Aspekt, noch sind sie sich bewusst, dass sie auch „Fürsorgepflichten“ ihren Beschäftigten gegenüber haben. Doch sehr häufig fehlt den Firmen einfach die Zeit, sich darum zu kümmern.
Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. So haben sich manche Unternehmen auf betriebliches Gesundheitsmanagement spezialisiert und unterstützen Betriebe aller Größen dabei, sich Wettbewerbsvorteile durch leistungsfähiges und motiviertes Personal zu sichern. Im Idealfall erarbeiten sie speziell auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zugeschnittene Gesundheitsprogramme und führen sie vor Ort durch. Sie arbeiten bundesweit mit von den Krankenkassen zertifizierten Kooperationspartnern wie Medizinern, Diplom-Sportlehrern, Ernährungsberatern und Physiotherapeuten.
Breit gefächerte Angebote
Das Angebot kompetenter Gesundheitsspezialisten ist in der Regel breit gefächert. Dazu zählen nicht nur Rückenschule, Augentraining, Fitness- und Bewegungsprogramme oder individuelle Ernährungsberatung. Maßnahmen wie Stresskompetenztraining, Konfliktlösungstraining und sogar Drogen- und Suchtprävention stehen den Beschäftigten ebenfalls zur Verfügung.
Die Branche gibt also einiges her. Um sich einen Überblick über das vorhandene Angebot zu verschaffen, können sich Interessenten zunächst die Internetseiten der Anbieter anschauen. Doch auf der Suche nach dem richtigen Dienstleister was gibt es denn zu beachten, auf welche Kriterien kommt es an?
Grundsätzlich ist es wichtig, dass großer Wert auf einen ganzheitlichen Ansatz im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements gelegt wird. Bewegung sowie eine ergonomische Schulung sollten immer an erster Stelle stehen, die Themen gesunde Ernährung (am Arbeitsplatz) und Stressmanagement sind ebenfalls von zentraler Bedeutung. Weitere Bestandteile eines ganzheitlichen Angebots sollten auch die eben erwähnte Suchtprävention sowie das Konfliktmanagement sein. Alles wesentliche Punkte, die mit Blick auf betriebliches Gesundheitsmanagement unverzichtbar sind.
Doch nur weil ein Aspekt, etwa die Suchtprävention oder das Stressmanagement bei einem Anbieter nicht auf der Homepage extra gelistet sind, bedeutet das noch lange nicht, dass es dort keine Angebote in diesem Bereich gibt: Alle Anbieter, die mit Ganzheitlichkeit auf ihrer Website werben, bieten immer die Möglichkeit, auf individuelle Wünsche einzugehen und die teils großen Expertennetzwerke einzusetzen, um bestimmte Themenbereiche bespielen zu können.
Versprochen werden von den meisten Anbietern in jedem Fall Konzepte für die jeweilige Zielgruppe sowie individuelle Angebote in der Regel mit den Bestandteilen Analyse, Beratung, Konzepterstellung, Umsetzung und Evaluation – schließlich ist es wichtig, zu wissen, ob die eingeschlagenen und umgesetzten Maßnahmen auch ihre Wirkung gezeigt haben und beispielsweise die Motivation und die Produktivität gestiegen sind, sowie natürlich auch, ob die Mitarbeitenden zum Beispiel weniger über Rücken- und Nackenbeschwerden klagen und sich tatsächlich seltener krankmelden.
Betriebliches Gesundheitsmanagement kann bezuschusst werden
Die Kosten für Gesundheitsmaßnahmen müssen Unternehmen im Übrigen nicht unbedingt allein aus eigenen Mitteln tragen. Gute Anbieter sind mit ihren Kursen bei den Krankenkassen lizenziert. Manchmal werden Teilbereiche rückwirkend von den Krankenkassen übernommen. Der Grund: Wenn Mitarbeitende einen kleinen Eigenanteil zu den Dienstleistungen aufbringen, wie etwa für einen Nichtraucherkurs, steigt ihre Motivation, dem Programm treu zu bleiben.
Wie teuer die Angebote jeweils sind, ist allerdings leider sehr selten auf den Internetseiten der Anbieter angegeben, was vermutlich daran liegt, dass auf die jeweilige Firma zugeschnittene Konzepte angeboten werden – mit verschiedenen Bausteinen, für eine unterschiedliche Anzahl an Mitarbeitenden. Trotzdem schade, denn Interessenten wünschen sich sicher eine Orientierung dahingehend – auch wenn Krankenkassenzuschüsse einen Großteil der Kosten decken können.
Einen Überblick darüber, was einen inhaltlich erwarten könnte, listet der größte Teil der Anbieter mehr oder weniger ausführlich auf der Website auf. Durch die Auswahl an genannten Referenzen auf der Homepage kann sich der Interessent schon ein sehr gutes Bild davon machen, welche Art von Unternehmen das Angebot bereits in Anspruch genommen hat. Manch einer legt beispielsweise großen Wert darauf, auch aufzuzeigen, welche Maßnahmen vor Ort umgesetzt wurden – das kann Ideen und Eindrücke vermitteln, was auch im eigenen Unternehmen machbar wäre.
Nichtsdestotrotz ist der persönliche Kontakt in jedem Fall unumgänglich, gerade dann, wenn man beim Scrollen auf der Internetseite sieht, welche Zusatzleistungen die Anbieter im Programm haben, man selbst aber noch nicht so richtig weiß, welche Maßnahmen die richtigen für die eigenen Mitarbeitenden wären.
Expertennetzwerk
Um Seriosität auszustrahlen, setzen vor allem die größeren Anbieter auf die Zusammenarbeit mit Experten im gesundheitlichen, bewegungsorientierten und psychologischen Bereich. Dies erlaubt ihnen, ein breiteres Angebot bereitzustellen und auch über die städtischen Grenzen hinaus tätig zu sein. Ebenfalls wichtig sind Mitgliedschaften in verschiedenen Organisationen. Hier ist beispielsweise der DNBGF (Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung) zu nennen. Auch der BBGM (Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement) und BPT (Bundesverband Personal Training) sind Organisationen, die sich mit Themen der betrieblichen Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden und Führungskräften beschäftigen.
Viele Gründe für betriebliches Gesundheitsmanagement
Inwieweit sich betriebliches Gesundheitsmanagement für Unternehmen rechnet, zeigen inzwischen zahlreiche Studien. Die wichtigsten Erkenntnisse: Kostensenkung durch weniger Krankheits- und Produktionsausfälle, Stressminimierung bei den Kollegen, die normalerweise die Aufgaben des „Kranken“ auffangen müssen. Durch Optimierung von Arbeitsschutzmaßnahmen erfolgt generell auch eine deutliche Unfallreduzierung. Neben einer höheren Identifikation ihrer Beschäftigten mit der Firma kommen den Arbeitgebern nicht zuletzt eine Imageoptimierung sowie eine Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zugute.
Es lohnt sich also allemal für Betriebe wirtschaftsweit, in ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren. Den ersten Schritt in diese Richtung können sie ohne großen Aufwand tun. Denn es gehört nur so viel zum Wohlbefinden von Körper und Geist: gutes Betriebsklima, demokratischer Führungsstil, Mitbestimmung und Information der Mitarbeitenden sowie die Anerkennung von Leistung. Und letztendlich gehört dies doch zu einer gut verstandenen Unternehmenskultur.
Checkliste
Betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich für Unternehmen allemal und kann nachhaltige Wirkung zeigen, wenn:
- es als Führungsaufgabe verstanden und zur Chefsache gemacht wird,
- es in die Ziele des Betriebs integriert wird,
- es eine Person im Unternehmen gibt, die den Prozess verantwortlich begleitet,
- genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen,
- Mitarbeitende zu Wort kommen, beispielsweise im Rahmen von Befragungen,
- die Belegschaft eine Information über die Ergebnisse nach der Bestandsaufnahme bekommt, etwa in Form eines Gesundheitsberichts,
- der Erfolg der Maßnahmen regelmäßig gemessen wird, und zwar sowohl im Hinblick auf betriebliche Ergebnisse als auch auf Zufriedenheit der Beschäftigten,
- sich aus dem anfänglichen Projekt ein dauerhaftes betriebliches Gesundheitsmanagement entwickelt, das sich in die betrieblichen Strukturen und Prozesse verankern lässt.